Papierfabrik Kleinneusiedl, um 1795

Die größte Papierfabrik Kontinentaleuropas

Papier wurde bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (Entwicklung der Zelluloseerzeugung, Einführung des Holzschliffs) aus alten Kleidern hergestellt.

Zuerst wurden die Stücke, Hadern genannt, in der Papiermühle mit einem einfachen Stapfwerk zerkleinert, dann einem Fäulnisprozess unterzogen. Aus diesem Brei konnte mithilfe von holzgerahmten Drahtsieben Papier geschöpft werden. Die Rohpapierbögen wurden stapelweise zwischen Wollfilzen getrocknet und gepresst. Danach wurden sie geleimt, geglättet und zugeschnitten.

Die Papierproduktion war bis etwa 1750 in kleinen handwerklichen Produktionsstätten organisiert, was den tatsächlichen Bedarf nicht abdecken konnte – sie wurde daher freigegeben. Gleichzeitig trat eine neue Professionsordnung in Kraft, in der festgelegt war, welche Maschinen eingesetzt werden mussten. Die zahlreichen kleinen Papiermühlen im südlichen Niederösterreich, die sich solche Maschinen nicht leisten konnten, wurden bald von großen, kapitalkräftigen Fabriken verdrängt.

In Kleinneusiedl entstand 1790 auf Betreiben des Wiener Großhändlers Ignaz Theodor Pachner in drei Jahren Bauzeit die größte Papierfabrik Kontinentaleuropas: drei Wasserräder hielten die Holländermaschinen in Gang, ein Walzwerk sorgte für die Glättung des Papiers, unter dem riesigen Mansardendach wurden die handgeschöpften Bütten getrocknet. Der Erfolg der Papierfabrik Kleinneusiedl basierte auch auf dem Privileg, Banknoten, Staatsschuldverschreibungen und staatliche Wertpapiere herstellen zu können