DER SCHRIFTSTELLER ALS MANAGER

Hermann Broch Teesdorf

Hermann Broch trat 1907 in die Spinnfabrik ein, nach dem eine Aktiengesellschaft unter Führung seines Vaters sie erworben hatte. Broch hatte zuvor ein Studium zum Textilingenieur in Wien und Mulhouse absolviert und mit der Konzeption einer neuen Baumwollmischmaschine abgeschlossen. In Teesdorf war er zunächst Assistenzdirektor, dann Verwaltungsrat. Die Mitgift seiner Frau investierte Broch in den Ausbau und die Modernisierung der Fabrik. 1919 wurde er in den Vorstand des Dachverbandes der Textilindustrie Österreichs gewählt. Gleichzeitig war er am Gewerbegericht in Wiener Neustadt in einer Kommission tätig, die Konflikte zwischen Arbeitern und Unternehmern beilegen sollte. Broch selbst betrachtete sich nicht gerade als erfolgreichen Geschäftsmann. Immerhin: Als er 1927 die Spinnfabrik verkaufte, war das einst marode Unternehmen 100.000 Dollar wert. “Irgendwie ist das Alles, nämlich die Fabrik, unterhaltsam”, notierte Broch in sein Teesdorfer Tagebuch. “Es geschieht in einemfort etwas, man muß immerfort aufpassen: wird von so viel äußerlicher Bewegung so ´getragen´. Aber man wird eben deswegen, auf der Oberfläche notwendig bleibend, so dumm leicht davon.”