Berndorf, ab 1880

Eine der ersten durchgestalteten Industriestädte Europas

Angefangen hatte es im Jahr 1843: Alfred Krupp und Alexander Schoeller erwarben in Berndorf ein Grundstück und ließen in kurzer Zeit Fabriksgebäude errichten und Maschinen einbauen. Die Produktion von Löffeln und Gabeln aus “Pakfong” oder “Alpaka” (einer Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel vermischt mit Eisen zur Härtung und Weißung) wurde nicht zuletzt wegen der ständigen Produktionsverbesserungen ein Erfolg. 1860 wurde die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen, bald darauf Walzwerke. Die Produktpalette wurde laufend erweitert: Zu den weltberühmten Bestecken kamen u.a. Kochgeschirre, Patronenhülsen, Bleche, Drähte, Rohre und Großbehälter für die chemische Industrie.

em gestiegenen Wohnungsbedarf begegnete Hermann Krupp mit eigens erbauten Kleinhäusern, die er zu einem niedrigen Pachtzins an Facharbeiter und Angestellte weitergab. In den 1860er Jahren wurden die ersten Werkswohnhäuser für Arbeiter gebaut. Den zunächst ebenerdigen Häusern wurde später ein erster Stock mit Außengang aufgesetzt.

Zahlreiche gemeinnützige Bauten folgten: 1883 die “Marienkirche”, 1896 die erste Schule, 1899 wurde so genannte “Arbeitertheater”. 1905 wurde nach Plänen von Krupp auf der Anhöhe des “Griesfeldes”, später “Krupphügel” genannt, ein neues Stadtviertel angelegt:

Den Mittelpunkt bildet die Margaretenkirche, links und rechts davon wurden eine Mädchen- und eine Knabenschule errichtet. In den berühmten Schulen ist jedes Klassenzimmer in einer anderen Stilepoche eingerichtet.

In den umliegenden Strassen entstanden einheitlich gestaltete Cottagehäuser. Auch ein Armenhaus, ein Waldbad, Konsumanstalten, eine Fleisch- und Wurstfabrik, Soda- und Kunsteiserzeugung entstanden auf Betreiben von Arthur Krupp.

Nicht zuletzt unterstreichen die imposante Fabrikantenvilla, die auf der Anhöhe vis à vis der Margaretenkirche thronte und das Familienmausoleum auf der Friedhofsanlage die Macht der Familie Krupp in Berndorf.