Baumwollspinnfabrik Pottendorf, 1801

Eine der ersten und größten Maschinenspinnereien Europas

1801 wurde mit dem Bau der ersten Baumwollspinnfabrik der “K.K. priv. Garnmanufakturgesellschaft” begonnen. Die Gesellschaft setzte sich aus Personen der Hocharistokratie (u.a. die Fürsten Esterhazy und Schwarzenberg) und des Großhandels zusammen.

Der Engländer John Thornton wurde mit dem Bau der Fabrik und der Spinnmaschinen beauftragt. Drei große Fabrikgebäude waren für Grob- und Feinspinnmaschinen mit insgesamt etwa 50.000 Spindeln geplant. Die ersten Dampfmaschinen gingen allerdings erst 1856 in Betrieb.

Der Großteil der Arbeiter der niederösterreichischen Spinnfabriken kam aus Ungarn, Böhmen und Mähren – so auch die etwa 2000 Arbeiter für Pottendorf. Unter der Woche waren sie in Schlafbaracken untergebracht, am Wochenende pendelten sie nach Hause. Die Schlafsäle waren nach Geschlecht streng getrennt und bewacht.

Damals gab es für Arbeiter keine arbeitsrechtlichen Bestimmungen (wie etwa in den Zünften), die Arbeitsverhältnisse und die Behandlung der Arbeiter waren der Willkür der Unternehmer unterworfen. Zwischen 1807 und 1824 entstand mit Fabrikdarlehen eine Arbeitersiedlung. Die Arbeiter zahlten mit der Miete diese Darlehen an die Hausinhaber (Gewerbetreibende, Fabrikbeamte) ab.

Das sogenannte Hortensienhaus mit 16 Wohnungen für leitende Beamte wurde auf Fabrikskosten gebaut. Zwei weitere Arbeiterkasernen mit insgesamt 140 Wohnungen wurden in den 1850er Jahren gebaut und förderten damit das Ansässigwerden. Mit dem Wegfall des Pendelns verbesserte sich auch die anfänglich angespannte soziale Atmosphäre in Pottendorf.