Marienthal, 1830er Jahre

Einzigartiges Ensemble einer der ältesten Arbeitersiedlungen in Österreich

Der Großhändler Hermann Todesco erwarb in den 1830er Jahren eine Flachsspinnerei und baute sie zu einer großen Baumwollspinnfabrik um. Arbeitskräfte holte er aus Böhmen und Mähren, die er in eigens errichteten Wohnhäusern unterbrachte.

Auf dem Fabriksgelände befanden sich neben dem Spinnfabrikgebäude eine Kantine, ein kleines Spital und eine Fabriksschule.

Die langgestreckten, einstöckigen Pawlatschenhäuser, die links und rechts der Hauptstraße liegen, stellen ein baugeschichtlich einzigartiges Ensemble dar. Die einzelnen Wohnblöcke bestehen aus mehreren Wohneinheiten, das Obergeschoß ist über eine Außentreppe bzw. einen Außengang erschlossen.

Die Fabrik musste während der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre geschlossen werden. Eine Katastrophe für die Marienthaler, war doch die Spinnfabrik der einzige Arbeitgeber weit und breit. Die Folgen – existenzielle Not, Resignation und Verlust der sozialen Identität – sind in der Studie “Die Arbeitslosen von Marienthal” von Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld und Hans Zeisel aus dem Jahr 1933 nachzulesen.