DIE K.U.K. FLUGPIONIERIN

Lilly Steinschneider Wiener Neustadt

Viel wissen wir ja nicht von der Fliegerin Lilly Steinschneider (1890-1975), umso mehr über ihre Lehrer und Förderer. Schon beim Wiener Flugmeeting auf dem Flugfeld Aspern im Juni 1912 war Steinschneider als Passagierin berühmter Piloten aufgefallen. Junge Frauen, das waren damals beliebte Begleiterinnen an Bord der Sportflugzeuge. Nicht nur als optische Bereicherung, sondern auch weil sie leicht waren. In vielen Disziplinen wurde mit “Passagier” geflogen, so etwa bei Distanz- und bei Höhenflügen. Steinschneider gewann auf diese Weise beim Wiener Flugmeeting mit Joseph Sablatnig, der als erster Nachtflieger berühmt geworden war, auf einem Autobioplan einen Distanzflugwettbewerb. 168 km lang blieben die beiden in der Luft und kreisten über Gerasdorf, Großenzersdorf und Deutsch-Wagram. Auch mit Hans Vollmöller war sie zu einem Dauerflug aufgestiegen. Als eine der wenigen aber begnügte sich Lilly Steinschneider nicht damit, bloß als Gallionsfigur mitgeführt zu werden. Im Juli 1912 machte sie als zweite Frau Österreich-Ungarns bei Karl Illner in Wiener Neustadt den Pilotenschein auf einer Etrich-Taube. Bald danach dürfte Graf Coudenhove-Calergi auf die tollkühne junge Dame aufmerksam geworden sein, heiratete und entzog sie damit wohl der Fliegerei.