DER SCHRIFTSTELLER ALS MANAGER

Hermann Broch Teesdorf

Die typische Struktur einer Fabrikanlage bestand aus dem Herrenhaus, der Fabrik, den Arbeiterwohnhäusern und dem Werkskanal. So auch die k.k. privilegierte Spinnfabrik in Teesdorf, die der Wiener Großhändler Johann Baptist Freiherr von Puthon 1803 gründete.

Wie in den anderen Fabriken im Viertel unter dem Wienerwald waren auch in Teesdorf die Arbeitsverhältnisse dem Willen des Fabriksdirektors unterworfen. Die Unterkünfte waren notdürftig, die Behandlung der Arbeitenden war dem damaligen Gesellschaftsbild entsprechend: aufsässige Arbeiter wurden schlicht vor die Tür gesetzt.

Die Lage der Arbeiter änderte sich mit dem 1906 durchgeführten Streik, der zum Konkurs des Unternehmens führte. Eine Aktiengesellschaft unter der Leitung des Vaters von Hermann Broch, dem bekannten Schriftsteller, übernahm die Fabrik.

1908 wurde Broch Direktor der Teesdorfer Spinnerei und führte etliche Neuerungsmaßnahmen durch, so ließ er z.B. ein neues Spinnereigebäude mit einem imposanten Staubturm errichten, der bis heute erhalten geblieben ist und eine Art Wahrzeichen der Gemeinde darstellt.